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G8-Links: Die Tage nach Rostock – Update: 6.6. 18:36

5. Juni 2007 um 23:12 von Ralph

Die Linksammlung über die Berichterstattung zur Gewalt in Rostock führe ich nun hier unter neuer Überschrift weiter. Nicht, dass ich nichts zu tun hätte, aber die Entwicklung macht mir Sorgen. Es ist wieder soweit, dass man wegen einer Perücke festgenommen werden kann, weil man das Vermummungsverbot verletze (siehe Video: Polizei-Gewalt beim G8, wie eine Perücke zur Straftat wird). Eskalation droht Polizeitaktik zu werden, vielleicht auch wegen des öffentlichen Drucks von christlich-fundamentalistischen Hardlinern und eines Teils der Medien, die das Feindbild „gewaltbereite Autonome“, „Schwarze Blöcke“ und „Schwerstverbrecher“ pflegen. Gegenöffentlichkeit in Weblogs und kontrovers geführte Diskussionen scheinen mir in den nächsten Tagen wichtiger denn je zu sein.

Bei allem Entsetzen über die Steine von gewaltbereiten Demonstranten sollten zudem einige Fragen nicht vegessen werden: Welche Mitverantwortung tragen Polizei und Politik an den Krawallen und warum findet die Gewalt gerade jetzt in dieser gesteigerten Form statt, nachdem es jahrelang Tausende von kleinen und großen Demonstrationen (auch mit „schwarzen Blöcken“, die Sonnenbrillen, Mützen und Kappen tragen durften) gab, auf denen hier und dort höchstens Rangeleien stattfanden? Ich war ja selbst auch auf sehr vielen solcher Demonstrationen, deshalb drängt sich mir diese Frage so auf.

Eine weitere Frage: Wie steht es um den eigentlichen Protest, der jetzt in den Medien untergeht, geschweige denn um die Argumente der G8-Kritiker? Auf jeden Fall geht dieser Protest weiter, auch unkonventionell, wie ein gewisser Brief zeigt: Hoax als Protestform.

Die Texte, Videos und Bilder, die hier folgend vorstellen werde, sortiere ich anders als sonst. Die neusten Links werden oben stehen.

  • 6. Juni 18:36
    ++ ngo-online: „Kritik an Schlagstockeinsatz der Polizei“. Demonstranten durchbrachen Polizeiblockaden und drangen zum Sicherheitszaun vor
    ++ ngo-online: „Nur zwei Beamte stationär behandelt“. Polizei hat Opferzahl weit übertrieben. Zitat:
    Die innenpolitische Sprecherin der Links-Fraktion im Bundestag, Ulla Jelpke, warf der Polizei „maßlose Übertreibung“ vor. „Mit falschen Opferzahlen und Panikmache will die Polizeiführung offenbar die Stimmung gegen die Protestbewegung aufheizen und ihre eigenen unverhältnismäßigen Übergriffe auch auf friedliche Demonstranten rechtfertigen“, kritisierte Jelpke. Das Verhalten der „Kavala“ sei unverantwortlich und trage in keiner Weise zur Deeskalation bei.
    „Mit falschen Opferzahlen und Panikmache will die Polizeiführung offenbar die Stimmung gegen die Protestbewegung aufheizen und ihre eigenen unverhältnismäßigen Übergriffe auch auf friedliche Demonstranten rechtfertigen“, so Jelpke. Diese Nachrichten hätten Politiker von Union und SPD veranlasst, den Einsatz von Gummigeschossen und der Antiterror-Einheit GSG9 gegen die „potenziellen Mörder“ des „Schwarzen Blocks“ zu fordern.
    „Wir kennen diese Methodik“, so Jelpke. „Vor 40 Jahren, am 2. Juni 1967, ließ die Berliner Polizei das Gerücht verbreiten, ein Polizist sei von einem Demonstranten erstochen wurden. In dem so geschaffenen Klima fielen die tödlichen Schüsse auf den Studenten Benno Ohnesorg.“
    Jelpke kritisierte auch die von Seiten der Polizei verbreitete Meldung, die Clownsarmee der G8-Gegner habe aus ihren Wasserpistolen Säure verspritzt. „Auch das entpuppte sich als Falschmeldung“, so die Abgeordnete.

    ++ Süddeutsche: Blockaden am Zaun – 10.000 Protestler jubeln
    ++ Beachtenswert, Artikel vom 25.5. mit Ansage: Freitag: „Der Kampf um die Köpfe vor der großen G 8-Demonstration am 2. Juni in Rostock ist in vollem Gange“. Geschürte Ängste.
    ++ Spiegelfechter: MedienGAU Rostock. Zusammenfassungen der bisherigen Falschmeldungen der Online-Presse und Presseagenturen.
  • 6. Juni 13:22
    ++ Laut Spiegelfechter setzt Spiegel online weiterhin auf Falschmeldungen. Sie wollen nur allzugern etwas Bürgerkrieg für ihre Schlagzeilen. Siehe ausführlich unter Coulrophobie in den Medien. Zitat:
    Heute, kurz vor High-Noon, hielt Deutschland den Atem an. Über den stets zuverlässigen SPON-Ticker kam die ultimative Terrormeldung. Terroristen in Clownsköstum setzen in ihrem Kampf gegen das ewig Gute chemische Kampfstoffe Flüssigkeiten ein
    ++ Laut pantoffelpunk beharre ntv.de auf eine bereits korrigierte Falschmeldung, die dem Demoredner Walden Bello unterstellte, dass man den Krieg in die Demo tragen müsse: Der Krieg in den Köpfen der Meinungsmacher
  • 6. Juni 08:07
    ++ Telepolis: „Offenbar muss nur ein Polizist nach der „Orgie der Gewalt“ am 2. Juni stationär behandelt werden, die Zahl von tausend Verletzten, mit denen Politik gemacht wird, sind vermutlich weit übertrieben“. Opferzahlen der Randale in Rostock weit übertrieben?
    ++ Planckis Nachrichtenblog über den in der Presse vebreiteten angeblichen „Säureangriff“ auf Polizisten: Chemische Kampfmittel
    ++ Umbruch-Bildarchiv: Gesichter des G8-Widerstandes via trueten.de.
  • 6. Juni 00:36
    ++ Interview mit Herbert Grönemeyer in der taz: „Politiker wollen einen nur aufessen“ und „Jeder Krieg ist im Interesse der deutschen Wirtschaft“.
    ++ Telepolis: „In Rostock gehen die Anti-G8-Proteste weiter und alle bereiten sich auf die Blockaden vor“. Warten auf den Gipfel.
    ++ „Polizei und Gipfelgegner einigen sich auf Deeskalation und Gewaltlosigkeit“. taz: Alle wollen friedlich bleiben.
    ++ ngo-online: Polizei kündigt niedrige Eingriffsschwelle bei Gewalt an.
    ++ Bundesregierung: Das Treffen der G8 – Ablauf und Themen
    ++ Süddeutsche: Justiz schickt ersten Steinewerfer hinter Gitter. Für 10 Monate ohne Bewährung.
    ++ Gedanken einer alten Eule: Das Internet machts möglich – Zur Berichterstattung über die G8-Proteste
    ++ Pax Aeterna mit vielen Fragen: A hard rain’s a-gonna fall.
    ++ „Der Kulturchronist“ denkt einfach: Jawohl, Globalisierung ist gut.
  • 5. Juni 23:12
    ++ andreas.org bringt die Polizeieinsatz-Kritik des Münchner Polizeipsychologen Georg Sieber wie folgt auf den Punkt: Eskalation seitens der Polizei politisch gewollt.
    ++ Pottblog: Nach 3 (in Worten: drei!!!) Tagen korrigiert dpa die Falschmeldung von der Demonstration in Rostock.
    ++ Eine Meinung aus einem Magdeburg-Blog: Ein Käfig voller Narren. Zitat:
    „George W. Bush. Innerhalb kürzerer Zeiträume ist es ihm schon gelungen, ganze Länder ins Chaos zu treiben. Die Zahl der durch seine, nur im nötigsten durchdachten, Politik zu Tode gekommenen, läßt so manchen Potentaten vor Neid erblassen.“
    ++ Focus online: Zahl der Verletzten zweifelhaft
  • 5. Juni 20:12
    ++ Telepolis: Erlebnisbericht eines unbeteiligten Bewohners der umkämpften Stadt. Montag in Rostock.
    ++ Schwarzer Block, Autonome, Antifas, in der Regel werden das über einen Kamm geschert. Differenzierte Sichtweise bieten ein taz-Interview mit einem Steinewerfer, zudem der Artikel: Von Umweltaktivisten, Anarchos und Antifas sowie ein Bericht über den Besuch eines G8-Camps. Und da wir beim Thema sind: Was bedeutet eigentlich „autonom“? und die kontrovers diskutierte Frage: Gehört der Schwarze Block zur G-8-Protestbewegung?
  • 5. Juni 18:30
    ++ Das anablog über die Ziele der G8-Gegner und mit einem Link zum Thema Schutzwaffe. Zitat aus dem Blog:
    „Von polizeilicher Seite wurde der Begriff der passiven Bewaffnung eingeführt. Das bedeutet das wenn man sich gegen Verletzungen schützt wird dies als Aggression gewertet … Zusammen mit dem Vermummungsverbot sollte man einmal darauf hinweisen, das die meisten Polizisten eben gerade diese von staatlicher Seite als Aggression definierten Elemente trägt.“
  • 5. Juni 18:06
    ++ Netzeitung: Gewalt ist nicht alles. Maik Söhler fragt: „Wo im Netz informieren sich die Gegner des G8-Gipfels? Wie tauschen sie sich aus? Was treibt sie um?“
    ++ Sachlicher Indymedia-Bericht: Legal Team zur Migrationsdemo und dem Verlauf der ersten Tage.
    ++ jW online: G 8 spezial: Verletztenzahlen manipuliert (leider sind sie dort nicht in der Lage, Permalinks einzurichten). Es gibt also immer noch keine genauen Zahlen der Verletzten, jW schreibt:
    „Die am Wochenende von der Polizei in Pressemeldungen in die Welt gesetzte Zahl von 30 bis 41 schwer verletzten Beamten ist offensichtlich manipuliert. Ein Polizeisprecher erklärte am Dienstag auf Nachfrage von junge Welt, daß sich noch ein Beamter in stationärer Behandlung befindet. Ein weiterer, der kurzzeitig stationär hatte behandelt werden müssen, war bereits am Montag entlassen worden. Bis auf diese beiden war kein einziger Polizist in ein Krankenhaus eingeliefert worden.“
    ++ Indymedia G8-Ticker: Zitat:
    „Am Ende der gestrigen Migrations-Demonstration hat die Clowns-army mit der Polizei rumgespasst, neben anderem mit Wasserpistolen. Während dieser Gegebenheit wurde eine Wasserpistole „konfiziert“, ein Polizist posierte damit vor der anwesenden Presse. Später hat Der Spiegel eine Geschichte mit dem Titel „Polizei wirft Clowns army Chemieeinsatz vor“ veröffentlicht.“
  • 5. Juni 17:07
    ++ Gipfel-News, eine Übersicht aktueller G8-Ticker und Infosites, da sollte doch für jeden etwas dabei sein. ;-)
  • 5. Juni 16:50
    ++ Florian Treiß: G8-Blogs vs. traditionelle Medien, dort den Link zum Medienblogger gefunden: Die Medien und die Globalisierungskritiker. Zitat:
    „… wäre es wünschenswert, die Medien würden weniger boulevardesk und kurzsichtig über den Protest berichten, und darüber was dahinter steht.“

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Thematik: G8 2007,Globalisierung . .

9 Kommentare

  • 1. Ralph | 5.06.07 um 18:18

    Da es im jW-Blog keine Permalinks gibt, folgend die Meldung im Worlaut:

    05.06.2007, 17:58 Uhr
    Verletztenzahlen manipuliert
    Berlin. Die Zahl der angeblich schwer verletzten Polizisten bei den gewaltsamen Auseinandersetzungen am Rande der G-8-Großdemonstration in Rostock muß deutlich nach unten korrigiert werden.
    mehr…
    Die am Wochenende von der Polizei in Pressemeldungen in die Welt gesetzte Zahl von 30 bis 41 schwer verletzten Beamten ist offensichtlich manipuliert. Ein Polizeisprecher erklärte am Dienstag auf Nachfrage von junge Welt, daß sich noch ein Beamter in stationärer Behandlung befindet. Ein weiterer, der kurzzeitig stationär hatte behandelt werden müssen, war bereits am Montag entlassen worden. Bis auf diese beiden war kein einziger Polizist in ein Krankenhaus eingeliefert worden.
    Normalerweise gibt es eine klare Definition dafür, welche Personenschäden im Polizeibericht als »schwere Verletzungen« bezeichnet werden – das Straßenverkehrsunfallstatistikgesetz (StVUnfStatG). Danach gelten Personen, die aufgrund einer Verletzung stationär eingeliefert werden müssen, als »Schwerverletzte«.
    Warum diese Richtlinie am Wochenende von der Rostocker Polizei außer Kraft gesetzt wurde, konnte deren Sprecher am Dienstag gegenüber junge Welt nicht plausibel erklären. Man habe die Verletzungen zunächst für schlimmer gehalten, hieß es, dann sei man bei den einmal veröffentlichten Zahlen geblieben. Denn: »Wenn wir das jetzt zurücknehmen würden – wie könnte man das noch verkaufen?«
    Gute Frage. Auch das Ausmaß der Verwüstung erreicht nicht ganz den historischen Rekord, den gewisse Medien herbeiredeten. Ganze »drei PKW wurden angezündet«, erklärte der Polizeisprecher auf junge Welt-Nachfrage.

  • 2. wonko.twoday.net&hellip | 6.06.07 um 00:41

    Eine Ente namens „Wir müssen den Krieg in diese Demonstration reintragen“…

    An der ganzen Geschichte gefällt mir so einiges nicht, aber dazu weiter unten mehr, hier erstmal die grobe Zusammenfassung.
    Wie Spiegelfechter ja sehr schnell herausgefunden hat, war das Zitat, welches wohl die DPA verbreite hat, kompletter Bl&oum…

  • 3. Blogschau 2 zum G8-Gipfel&hellip | 6.06.07 um 12:44

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  • 4. Blogschau 2 zum G8-Gipfel&hellip | 6.06.07 um 12:44

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  • 5. EtienneRheindahlen | 6.06.07 um 19:09

    Die Tendenz in der Berichterstattung über das G 8-Treffen und die Proteste dagegen ist erschreckend: G 8 offiziell bedeutet Politiker-Statements – G 8-Proteste (die Wahrnehmung des Grundrechts auf freie Meinungsäußerung gegen die vielschichtige Macht- und Marktpolitik der G 8-Mitglieder) bedeutet Krawall-Berichterstattung.

    Sowohl Redakteure und Moderatoren in einigen Zentral-Redaktionen als auch die „vor Ort“ berichtenden Korrespondenten scheinen nur auf neue, quotensteigernde Sensations-Krawall-Bilder zu warten.

    Wer als Medium in Anspruch nimmt, relevant über Politik zu berichten, der d a r f keinesfalls die mehr als berechtigten Belange, Inhalte und Meinungen der G 8-Kritiker ausblenden. Die Reduktion der G 8-Demonstranten auf eine Statistenrolle in einem „Live-Action-Spektakel“ ist in keiner Weise hinnehmbar.

    Solche Berichterstattung ist nicht nur tendenziös, unausgewogen und demokratiefeindlich – sie erfüllt fraglos bei genauer Prüfung alle Kriterien von massiven und berechtigten Beschwerden beim Presserat bzw. den Landesmedienanstalten.

    Hier ist nicht nur die Politik (insbesondere die parlamentarische Oppostion) gefragt, sondern auch das Publikum.

    Beobachtungen zu diesem Thema unter
    http://etiennerheindahlen.wordpress.com/2007/06/06...

  • 6. Boeser Blick » Blog&hellip | 6.06.07 um 19:14

    […] konsumblog.de g8-links-die-tage-nach-rostock […]

  • 7. Solon | 6.06.07 um 20:42

    Vielen Dank für deine ausführliche Linkliste!!!

  • 8. till we *) . Blog »&hellip | 8.06.07 um 00:14

    […] 8: Sowohl der Spiegelfechter als auch das Konsumblog stellen ebenfalls die verschiedenen Falschmeldungen und Gerüchteküchen übersichtlich […]

  • 9. RANDPOP » Blog Arch&hellip | 11.06.07 um 14:15

    […] Kommentaren auch guter Diskussionsstoff – gibt es hier, hier, hier, hier und hier […]

  • 10. RANDPOP » Blog Arch&hellip | 11.06.07 um 14:15

    […] Kommentaren auch guter Diskussionsstoff – gibt es hier, hier, hier, hier und hier […]

  • 11. www | 8.03.08 um 14:28

    mir scheint du kennst münchen nicht das dir rostock sorgen macht!
    hier klicken schon wegen nem lehren rucksack die handschellen und die polizei kontrolliehrt mit ungesicherter waffe den bürger!
    rostock ist da echt noch harmlos!