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Konsum, Alltag und Globalisierung

GA 21 und das Herbizid Round up

16. Januar 2006 um 19:12 von Ralph

Heute ist wohl Gentechnik-Tag. Dazu bei trägt die EU-Kommision, die über den Einspruch von 14 EU-Staaten hinweg drei weitere gentechnisch veränderte Maissorten für den Import, nicht für den Anbau, freigab. Drei Mal darf der geneigte Leser raten, welcher Konzern davon profitiert. taz: Gentechnischer Nachschlag von der EU

Thematik: Ernährung,Umweltschutz,Wirtschaftspolitik . .

9 Kommentare

  • 1. Onno | 16.01.06 um 22:54

    Themenverwandt: „Im Märzen der Bauer…„.

  • 2. mutant | 17.01.06 um 05:53

    round-up ist ja son oberbegriff, haben wir letztes ajhr zwangsweise wg unserm essigbaum auf dessen wurzel tun muessen.
    agent orange, son bisschen.

  • 3. Ralph | 17.01.06 um 14:03

    Passend auch der heutige Kommentar „Mon 808“ statt Mais von Jony Eisenberg.

    Die EU ist das Einfallstor der Multis und ihrer Lobbyisten in die regionalen und nationalen europäischen Gesetzgebungsverfahren: Die müssen nicht mehr mühselig Land für Land, Bezirk für Bezirk versuchen, Mehrheiten für die Zulassung ihrer Geschäfte zu finden. Sie müssen nur einen EU-Kommissär durch „Überzeugung“, Bestechung, oder Druck, etwa mit Klagedrohungen der WTO, zu ihren Wünschen entsprechenden EU-Regeln veranlassen. Damit sind die nationalen und regionalen Gesetzgeber gebunden, sie müssen umsetzen, was die Antidemokraten oktroyiert haben.

    Reformieren kann man ein solches System nicht. Das ist die wahrhaft traurige Perspektive für Europa: Die EU in der Form, in der wir sie vorfinden, muss zerschlagen werden.

  • 4. Ralph | 17.01.06 um 17:05

    Passend auch das Posting von GenosseTabu anläßlich der Grünen Woche mit weiteren Links: Zu viel verlangt

    Die Europäische Kommission hat kürzlich drei weitere Gen-Mais-Sorten für den europäischen Markt zugelassen, darunter auch MON863. Diese Sorte steht im Verdacht, schwere Gesundheitsschäden zu verursachen.

  • 5. Gabi | 18.01.06 um 08:32

    Round up ist ein selektiv wirkendes Herbizid. Es wird nur über direkten Kontakt mit der Pflanze über die Blätter aufgenommen und in die Wurzeln geleitet, so dass die Pflanze abstirbt. Es „verseucht“ dabei nicht den Boden.

    Zur Gentechnik: Das ist doch nicht viel was anderes als gezielte Züchtung. Es geht nur schneller, günstiger und unkomplizierter. Eine neue Kartoffelsorte auf herkömmlichem Wege z.B. zu züchten dauert 5-10 Jahre. Und wer sagt uns, dass herkömmlich gezüchtetes Gemüse „gesund“ ist? Das ist ja schließlich auch genmanipuliert: Resistenz gegen allerlei ungebetebe Gäste wie Schimmel, Mehltau und dergergleichen, werden schon seit Jahrzehnten „ausgemendelt“.
    Schaut nur mal in einien Gartenkatalog, was es da für abenteuerliche Züchtungen an Obst und Gemüse gibt. Das hat doch mit der ursprünglichen Pflanze nicht mehr viel gemeinsam, oder? Genmanipulation in Reinform – halt nur nicht innerhalb von ein paar Stunden in der Petrischale vorgenommen, sondern durch manchmal abenteuerliche Kreuzung. Manche dieser Züchtungen können auch nur existieren, in dem der Gärtner in einem Frühstadium eingreift, indem er die Pflanze pfropft, also eine Wurzel mit einer anderen Pflanze zusammenwachsen läßt. Im Garten wird das häufig bei Gurken gemacht, Weinreben werden gepfropft und vor allen Dinge auch Rosen.

    Habt Ihr eigentlich schon mal vom „Kurzspritzen“ de Getreides gehört?
    Da wird Getreide in einem gewissen Entwicklungsstadium gesprizt, damit es nicht weiter in die Höhe wächst. Einerseits, um Halmbuch zu verhindern, denn die Halme können die schweren Ähren (Züchtererfolg) nicht mehr tragen und andererseits wird es gemacht, um die Ernte zu rationaliieren und den Anfall von Stroh zu vermindern. Denn Stroh braucht man nicht mehr als Einstreu, die Tiere stehen heutzutage sowieso nur noch auf Spaltenboden in den Ställen.

    Gentechnik ist in aller Munde, aber es gibt noch viel mehr Eingriffe der Menschen in die Natur und unsere Lebensmittel, die nicht weniger fragwürdig sind.

    Viele Grüße,
    Gabi

  • 6. Ralph | 18.01.06 um 12:14

    Hallo Gabi, danke für Deinen interessanten Kommentar. Ich gebe zu, ich bin zu fixiert manchmal, man schiesst sich ein auf das Eine, das besonders böse sei. Umso besser, dass es hier kritische Einwände gibt, das weitet den Horizont und dafür ist das Weblog hier auch gedacht.

    Das Thema Manipulation von Pflanzen ist vielfältig. Nehmen wir die radioaktive Bestrahlung von Pflanzen. Die alte Bundesregierung sah zwar keine nachteiligen Folgen, aber wer sich auf Regierungen verläßt ist, ist wirklich verlassen. Die Frage bleibt auch hier: Was sind die Folgen, gibt es Auswirkungen, macht uns das krank?

    Ich lese grad eine die Muss-Lektüre für alle, die sich kritischer und differenzierter mit gesunder Ernährung auseinandersetzen wollen. In Prost Mahlzeit – Krank durch gesunde Ernährung (Bericht über dieses Leseerlebnis folgt, ich empfehle es als Pflichtlektüre) machen Udo Pollmer und seine Mitautorinnen an vielen Stellen deutlich, wie komplex Pflanzen sind, wie giftig auch (zur Abwehr von Fressfeinden). Es gibt nicht die natürliche Ernährung, im Gegenteil, sie kann ganz schön giftig sein (Vollwert macht krank auf Dauer). Andererseits sind die Wirkungen jeder Manipulation von essbaren Pflanzen auf den Menschen gar nicht untersuchbar. Zu komplex ist das Wirkungspiel zwischen Verdauung und Pflanzenwelt.

  • 7. cat | 18.01.06 um 20:34

    nun ja.

    das problematische bei den gentechpflanzen ist, daß ohne die hintergründe auch nur ansatzweise erforscht zu haben, man ein gen willkürlich irgendwo in eine sequenz reinfriemelt.
    dabei sind entgegen euphorisch anderslautenden meldungen die gene – und vor allem die zusammenwirkung der einzelnen aminosäuren, aus denen sich genen und die dns zusammensetzt – noch nicht mal ansatzweise erforscht.
    das heißt, man schmeißt sozusagen künstlich ein gen in eine sequenz ohne deren wirkungsweise zu kennen.
    deshalb ist z.b. letztens bei den australischen generbsen festgestellt worden, daß nicht die reine erwünschte wirkungsweise des gens vorhanden war, sondern sich die gene noch zu anderen wirkungen haben hinreißen lassen.
    ergo: ein gen einzufügen per gentechnik ergibt nicht die summe der gene, sondern kann ein ganz neues ergebnis zeitigen.
    im gegensatz dazu steht das sogenannte herkömmliche züchten, mit kreuzen oder propfen.
    in dem fall hat die pflanze sozusagen eine möglichkeit, „unverträglichkeiten“ durch vorherige selektion einfach nicht stattfinden zu lassen. d.h., unangepasste nachkommen sind entweder nicht lebensfähig oder nicht fertil.
    außerdem möchte ich darauf hinweisen, daß bei kreuzungen (und deshalb dauert es dann wesentlich länger!) keine neuen gene einfach „reingeschoben“ werden, sondern sich die aminosäuren eventuell in ihrer positon verändern, und das an orten, wo es sinnvoll ist….siehe oben: andernfalls sind nachkommen nicht lebensfähig oder unfruchtbar.
    d.h., eine pflanze hat durchaus so etwas wie ein „bewußtsein“, wo und wie sie gefahrlos änderungen vornehmen kann.
    die gentechnik entspricht daher eher den dr. frankenstein-methoden — mal irgendwo was zusammenschmeißen und abwarten, was passiert.
    und weil finanzielle interessen dahinterstehen, wirds bejubelt.
    die sanftere züchtermethode ist für mich jedenfalls angebrachter – auch wenn sie länger dauert. sie ist den pflanzen gemäßer.
    gut ding will manchmal weile haben.

  • 8. Onno | 18.01.06 um 22:10

    @ Gabi: „Round up ist ein selektiv wirkendes Herbizid.“ Das ist ein Irrtum – Roundup, überwiegend als „Roundup ® Ultra“ am Markt, ist ein klassisch nichtselektives Blattherbizid mit systemischer Wirkung. Alle grünen Pflanzen(teile) nehmen den Wirkstoff Glyphosat (ein Derivat von Glycin) auf, verschiedene zusätzlich enthaltende Emulgatoren und Aktivatoren sollen diese Aufnahme verbessern. Nun verteilt sich das Herbizid mit dem Satftstrom innerhalb der Pflanze bis zur Wurzel, der „Killerfaktor“ ist eine Blockierung des für Pflanzen wichtigen Enzyms EPSPS. Roundup ist Monsantos Liebling, weil es gern und viel verkauft wird und sich hartnäckig auch Deine favorisierte Sichtweise des „es verseucht nicht“ und „baut sich schnell ab“ uvm. hält. Bald behauptet wahrscheinlich jemand, Roundup sei biologisch-dynamisch…

    Schon in in früheren toxikologischen Untersuchungen von Glyphosat wurden testikuläre Zelltumore nachgewiesen und nicht entsprechend beachtet. Das tatsächliche Risikopotenzial ist (weil nicht unabhängig und umfassend untersucht) unbekannt. Das paßt auch gut, denn aus dem gleichen Hause (Monsanto) kommen die Roundup-Ready Sojabohne und gentechnisch veränderte Maissorten, die resistent gegen Roundup sind. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt….

    Sehr gern wird Roundup auch von Grundstücksbesitzern benutzt, um gepflastere Flächen „fein akkurat“ aussehen zu lassen. Das ist aber verboten.

    Die Anwendung des Mittels auf Freilandflächen, die nicht landwirtschaftlich, forstwirtschaftlich oder gärtnerisch genutzt werden, ist nur mit einer Genehmigung der zuständigen Behörde zulässig (§ 6 Abs. 2 und 3 PflSchG).

  • 9. Iris | 19.01.06 um 09:03

    Wer noch ein Fleckchen Land in seinem Schrebergärtchen frei hat, kann Monsanto in die Suppe spucken.
    Telepolis berichtet heute über eine Aktion der Interessensgemeinschaft für gentechnikfreie Saatgutarbeit und ‚Save our Seeds‘: Golden Bantam – frisch, frech, fruchtbar, frei

    Jeder, der sich an der Aktion beteiligt, kann seine Rechte voll ausschöpfen. „Privatpersonen und Betrieben, die Mais anbauen, haben Auskunftsrechte über Anbaustandorte von Gentechnik-Mais in ihrer Nachbarschaft. Ist ihr Mais gentechnisch verunreinigt, steht ihnen Schadenersatz zu. Der Golden Bantam kann – im Gegensatz zu patentiertem und Hybrid-Saatgut – weiter vermehrt werden. Je mehr Menschen aktiv ihr Recht wahrnehmen, gentechnikfreien Mais anzubauen und das Saatgut zu vermehren, desto besser können sie sich gemeinsam schützen“, betonen die Initiatoren.