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Konsum, Alltag und Globalisierung

Coca Cola – Zwischen Boykott und Versuchung

21. Januar 2006 um 13:31 von Ralph

Marketing-Experte Franz-Rudolf Esch hat wohl recht, wenn er Coca Cola als eine extrem starke Marke bezeichnet, die kaum zu schädigen ist. Wie weit die süße Brause in das Konsumverhalten eingedrungen ist, konnte ich an mir beobachten, als ich beschloß, Coca Cola-Produkte zu meiden. Unterwegs auf Autobahnen, auf Partys, die ich gab, bei Durst während des Tages in Kneipen oder sonstwo, war ein innerer Widerstand zu mobilisieren, um nicht schwach zu werden. Es war schlicht eine Selbstverständichkeit geworden, eine Cola zu trinken, nicht ohne weiteres abstellbar.

Erstaunlich auch die Reaktionen von Bekannten und Freunden, denen ich meine Absicht mitteilte und die mich ansahen, als wollte ich ihnen die Atemluft streitig machen. Da half auch kein Aufzählen der Fakten und Beschuldigungen: Der dringende Verdacht, dass Coca Cola in Kolumbien acht Gewerkschaftführer durch Paramilitärs ermorden ließ. Die Vorwürfe, dass Coca Cola in Indien in der Umgebung von Abfüllfabriken Wasserknappheit, Grundwasser- und Bodenverschmutzung verursache und firmeneigenen Giftmüll mit Cadmium und Blei als Dünger verkaufe sowie in Mexiko eine agressive Aneignung des Wassers betreibe. Aber der Drang nach dem Zuckerwasser ist stärker als die Forderung, Menschenrechte zu achten und viele, die Coca Cola boykottieren, sind wohl auch ab und zu schwach geworden, und sei es, um einen dringenden Kinderwunsch zu erfüllen.

Nichtsdestotrotz ist der aktuelle Boykott Stop Killer Coke ein zwar nicht sonderlich erfolgreiches aber doch kleines Mosaiksteinchen zu mehr Bewusstsein und öffentlichen Druck. Immerhin gelang es in Italien, die Gewerkschaften gegen Coca Cola Sponsoring zu mobilisieren, was hierzulande im Zuge der Fussballweltmeisterschaft auch gelingen müsste. Denn die große Dienstleistunggewerkschaft Verdi hat bereits im Herbst 2003 zu einem Boykott von Coca Cola aufgerufen, was aber nicht gerade an die große Glocke gehangen wurde. Auf der Website der größten deutschen Gewerkschaft ist dazu nichts zu finden. Wäre trotzdem bei Verdi zu erfragen, ob die hierzulande stattfindende Kritik an Coca Cola wenigstens zur WM öffentlichkeitswirksam von Verdi unterstützt wird. Viel Hoffnung darf man sich wohl nicht machen.

Thematik: Konsumkritik,Protest & Kampagne . .

4 Kommentare

  • 1. mutant | 21.01.06 um 18:59

    coke ist halt _der_ cola geschmack. und andere, leckere colas (pepsi, river cola, vita cola etc gehoeren nicht dazu) sind nicht ueberall zu haben.
    trinkbar ist fritz cola und jolt finde ich auch ziemlich gut.
    heute kauften wir glorietta cola von oettinger. schoener ost-name. probiert wurde noch nicht, ich werde berichten.

  • 2. Macsico | 21.01.06 um 23:02

    Seit Jahren bin ich Cola-frei. Coca Cola empfand ich schon immer im Geschmack als zu süß, zu schaumig und war daher damals eher ein Konsument von Pepsi-Produkten, weil dieser mir nicht die Geschmacksnerven weggebombt haben.

    Und dann kam die Vollwertkost vor 20 Jahren in mein Leben, in der sowas überhaupt keinen Platz mehr hatte. Als Wenigtrinker fiel es mir nicht schwer, davon abzulassen. OK, von der Vollwertkost bin ich auch wieder einigermassen weit abgekommen, aber Cola kommt mir trotzdem nicht ins Glas. Heutzutage allein schon wegen dieses unsäglichen Weltkonzerns, der sich immer weiter in alle reindrängt.

    Und Dein Text liefert noch mehr Gründe zur Ablehnung.

  • 3. Slr | 24.01.06 um 13:00

    Ich bin nicht der Meinung, dass der „gute“ Geschmack ein Grund sein darf, einen Konzern zu unterstützen, der tagtäglich das Leben von Menschen bedroht und vernichtet. Insofern meine Hochachtung vor Ralph. Ich weiß selber, dass es extrem schwierig ist, Coke, aus dem Weg zu gehen, aber ich fühle mich persönlich dadruch besser, dass ich weiß: Wegen mir wurde heute niemand von Cola umgebracht.

  • 4. mutant | 24.01.06 um 16:05

    niemand muss cola trinken. klar. niemand muss auch produkte von nestle oder philip morris bzw altria ( http://www.altria.com ) kaufen.
    heutzutage ist es ziemlich schwer, die verstrickungen der internationalen konzerne noch auseinander zu halten, denn ausser den offensichtlichen verbindungen (pm+kraft foods zb) kommen auch noch etliche beteiligungen hinzu, die nicht unbedingt an die grosse glocke gehangen werden.
    zu coke:
    http://www2.coca-cola.com/brands/brandlist.html
    das minute maid, oasis und aehnliches auch alles coca cola ist, hatte ich irgendwie verdraengt.

    den die-hard cola saeufern kommt man eh nicht bei, die sind suechtig.
    spannender ist vielleicht, an gastronomen (zb stammkneipe, alt. kulturzentren) heranzutreten und ihnen den verkauf von anderer cola nahe zu legen.
    bionade zb verkauft ja jetzt auch jeder hipsterladen, warum nicht auch fritz cola? oder meinetwegen vita im osten, dort wurde ja auch club cola getrunken ;-)