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Re: G8: Tornado, T-Shirt und Faustschläge

12. Juni 2007 um 21:24 von Ralph

Gefährliches T-Shirt Tornados fotografierten Anti-G8-Camp im bis 150 Meter erlaubten Tiefflug. Auf Neudeutsch war das „Amtshilfe“, ein genialer Begriff, der zunehmend als Tarnwort für den Bundeswehreinsatz im Innern eingesetzt wird. ++ Wegen eines T-Shirts mit Piratenlogo durfte ein schwedischer Jurist nicht nach Deutschland einreisen, er wollte zum alternativen G8-Gipfel. Bei dem Aufdruck handelte es sich um das Logo der schwedischen Anti-Copyright-Organisation Piratbyrån. ++ Gezielte Faustschläge gegen friedliche Demonstranten gehören zur gewaltbereiten „Deskalationsstrategie“ der „G8-Sonderpolizeibehörde Kavala“. Kleine aufschlussreiche Notiz am Rande: 90 Prozent der 1200 Käfiggefangenen „seien von den Gerichten nach kurzer Zeit wieder auf freien Fuß gelassen worden“. Zum Vergleich und zur Tradition des deutschen Nachkriegsstaates in Sachen Willkür und Gewalt empfehle ich vor allem den Wellness-Journalisten einen Artikel, der weitaus besser ist als seine Überschrift: Der Student Benno Ohnesorg wurde vor 40 Jahren Opfer einer Polizeikugel.

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Thematik: G8 2007 . .

7 Kommentare

  • 1. Ralph | 13.06.07 um 04:23

    Der Spiegelfechter zur „Amtshilfe“ der Bundeswehr:

    Wer weiß, welche “Schweinereien” noch heraus kommen – man kann diesem Staat nicht mehr vertrauen.

  • 2. Etienne Rheindahlen | 13.06.07 um 14:45

    Und es steht zu befürchten, daß „da noch was nachkommt“. Allerdings sollte der Einsatz der „Tornados“ mit „Target: Anti-G 8-Camp Reddelich“ auch unter luftfahrtrechtlichen Aspekten untersucht und gewürdigt werden. Das militärische Luftrecht (AIP-MIL) ist für Luftwaffen-Piloten und deren Einsatz-Offiziere ein klar geregeltes, „stehendes“ Befehlswerk – Verstösse dagegen sind folglich „Befehlsverweigerung“.

    Nähere Ausführungen hierzu wie auch Anmerkungen zur „Notwendigkeit“ der vom BMVg als gesetzlicher Grundlage gemäß § 35 GG zitierten „technischen Amtzshilfe“ unter: http://etiennerheindahlen.wordpress.com/2007/06/13...

  • 3. Ralph | 13.06.07 um 14:56

    Danke fuer den Hinweis. :)

    Wie kommt es, dass Du Dich mit dem Thema so gut auskennst, ist ja auch keine Selbstverständlichkeit. Einfach recherchiert?

  • 4. Etienne Rheindahlen | 13.06.07 um 15:26

    @ Ralph
    Als Journalist gehört Recherche zu den grundlegenden handwerklichen Tätigkeiten.

    Zudem kenne ich mich als ehemaliger Reserve-Offizier einer Luftlande-Einheit „ein wenig mit militärischen Gesetzwerken“ etc. aus – auch wenn ich schon lang nicht mehr in „Flecktarn“ unterwegs war.

    Hilfreich ist auch eine fliegerische Ausbildung (in der Theorie für die PPL / Pilotenschein werden Luftrecht (zivil&militärisch) nachhaltig gelehrt und geprüft)

    Und nachdem ich zur Zeit viel Zeit habe…pflege ich mein Handwerk eben aus Berufung – und aktuell nicht in einer Redaktion. ;-)

  • 5. Ralph | 13.06.07 um 15:52

    @Etienne: Bilde ich mir das ein? Die, die Recherchieren wollen und können, machen das zunehmend in Weblogs oder eigenen, selbstfinanzierten Online-Zeitungen und helfen so mit, kritische Weböffentlichkeit zu schaffen, während die Wellness-Journalisten Agenturmeldungen abschreiben, überspitzt gesagt. Was bedeutet das? Es kann mir doch keiner erzählen, dass der Druck auf die Verlagshäuser so gross ist, dass kein Geld für kritischen Journalismus (der eben oft mehr Zeit als einen Tag braucht) da wäre.

  • 6. Etienne Rheindahlen | 13.06.07 um 16:42

    @ Ralph
    Wie Wahrheit ist etwas komplexer. Natürlich wird von der Eigentümer-Seite (früher hiess das: von Verleger-/Herausgeber-Seite) verstärkt – um nicht zu sagen: erstrangig – auf die wirtschaftlichen Ergebnisse von Medienunternehmen
    Wert gelegt. Da wird lieber Unkritisches publiziert, sofern es nach Annahme der verantwortlichen Redakteure Auflagen, Quoten, Traffic steigert. Nach dem Motto: bloß nichts bringen, was den Leser / Zuschauer / Hörer anstrengen oder nerven könnte. Also: satte Boulevard-Bilder oder -Stories werden gern genommen – aber nur so, daß wir der vermeintlichen Mehrheit nach dem Mund reden, Vorurteile bestätigen und fördern und bestenfalls prima unterhalten.

    Um etwaige Friktionen – also: nervig recherchierende und in Redaktionskonferenzen bzw. Einzelgesprächen insistierende Journalisten – auszuschliessen, nehmen wir dann bevorzugt junge Berufs-Einsteiger (ideal: Praktikanten, die nach einer Woche Anlernzeit selbständig Reporter-/Redakteurs-Tätigkeiten ausüben sollen) und Uni-Absolventen. Die sind froh, einen Fuß in der Tür zum seit geraumer Zeit so imageträchtigen Medien-Job zu haben – und sind natürlich absolut willfährig.

    Vor allem aber sind diese bequemen Jung-KollegInnen extrem günstig zu haben: „Für ihr Gehalt bekomme ich zwei bis zweieinhalb Junge, die machen das für 1.800 brutto“ (wörtliches Zitat eines mittelständischen TV-Produzenten, der aus NRW für öffentlich-rechtliche und kommerzielle TV-Sender Nachrichten und Magazine produziert bzw. beliefert).

    Kurzum: die „Ware Journalismus“ verkommt in der Breite immer mehr zur Mogelpackung. Und wenn man Journalismus denn unbedingt in erster Linie als Ware oder Produkt sehen und behandeln will, dann wird mit diesem „Produkt“ sträflich und dumm umgegangen. Denn die inflationären Hypes und Un- bzw. Halb-Wahrheiten bringen keine Quote / Auflage / Traffic – sondern genau das Gegenteil.

    SO dumm sind immer weniger Leser, Zuschauer, Hörer – und gerade die ach so „werbe-relevante“ jüngere Zielgruppe ist teils schneller und besser informiert (Internet) als die „Discount-Journalisten“ glauben. Nicht umsonst brechen Quoten, Auflagen und in Folge die Umsätze aus den „Kern-Geschäften“ im Medienbereich Jahr für Jahr weiter ein.

    Da aber in den letzten Jahren immer mehr eher karrierebewusste als der gesellschaftlichen Rolle und Funktion der Medien verpflichtete Journalisten in den Hierarchien nach oben befördert wurden (als willige Statthalter der Medien-Eigentümer) – fehlt es in den Chef-Etagen an Mut, Know-How und Ideen, wie die leck geschlagenen Pötte der Medien-Flotte vor dem Absaufen zu bewahren sind. In Zeiten, in denen künftig via Internet (z.B. IPTV) Qualitäts-Journalismus (gilt ebenso für’s Entertainment) als Sparten-Angebot ein attraktiveres Werbeumfeld darstellt als uniforme und substanzlosere Angebote der etablierten Medien, werden sich die „Grossen der Branche“ entweder auf ihre eigentlichen Werte und Qualitäten besinnen müssen. Oder im Verbund absaufen (Übernahmen, Ausschlachtungen, Gleichschaltungen zugunsten kostenfreundlicher Synergien).

    Long Story – but state of the journalism…

  • 7. Ralph | 13.06.07 um 20:39

    In der Tat, die Wahrheit ist komplexer, danke fuer diesen nachdenkenswerten Einblick. Der Text waere auch gut als Bestandteil eines kleinen Leitfadens, der sich an Berufseinsteiger wendet. :)