Konsum, Alltag und Globalisierung
6. Dezember 2007 um 13:42 von Ralph
Jean-Michel Berg schreibt im Feuilleton der Süddeutschen über die rasante Karriere des Begriffs CO2 als Maßstab einer Moral, die „Glühbirnen verteufelt und Duschköpfe anprangert“ und dabei mit abstrakten CO2-Werten argumentiert, die man erst gar nicht ins Verhältnis setze zu weitaus stärker wirkenden Klimakillern wie Methan und Lachgas. Auch ohne Lachgas ist es doch zum Lachen: Wer lebt, stört.
Eine seltene Allianz von Politik, NGOs, Medien und Wirtschaft hat in den letzten Monaten so ziemlich jede menschliche Lebensäußerung auf den Prüfstand gestellt und in CO2 umgerechnet. CO2- Rechner, an denen jeder seinen persönlichen „CO2-Fußabdruck“ errechnen kann, haben Hochkonjunktur. Man findet sie auf der Internetseite des Bayerischen Innenministeriums, bei Greenpeace, ja selbst beim Ölkonzern BP.
Thematik: Klimawandel . .
2 Kommentare
1. ralph | 7.12.07 um 12:08
Dazu passt die „Klimaschutz“-Aktion „Licht aus“ unter der Schirmherrschaft der Bildzeitung. Niemand soll ausgegrenzt werden, auch die größten Verschmutzer von Geist und Umwelt nicht, die geniale Schunkelaktion zur Rettung des Klimas ist wie geschaffen für ein Aufspringen auf den Klimarettungshype. Und jetzt alle: Licht aus? Licht an!
2. jan | 8.12.07 um 15:05
Eine höchst amüsante, satirische verwurschtelung aller momentan parallel laufenden Prozesse. Der Mehrheit der in Industrienationen lebenden Menschen scheint langsam bewusst zu werden wieviel sie eigentlich verbrauchen und, dass sie damit doch tatsächlich Einfluss auf die Erde haben. Gleichzeitig merkt das auch der Markt und reagiert, um nicht die Kunden zu verlieren, bzw. Kunden von Firmen, die nicht so schnell reagieren abzuwerben. Es ist zwar nicht schwer herauszufinden, wer sich den Klimaschutz aus kommerziellen Gründen auf die Flagge schreibt und wem das Klima wirklich am Herzen liegt, aber es wird zunehmend unübersichtlicher.
Trotzdem glaube ich, dass diese Tendenz im Grunde positiv zu bewerten ist. Umweltbewusstsein ist wichtig und das bedeutet eben auch Kritik am eigenen Verhalten. Nicht wer lebt stört, sondern wer unbewusst und rücksichtslos lebt und verbraucht. Dass Fahrradfahren für unsere Umwelt besser ist als Autofahren sagen uns nicht nur Experten schon seit Ewigkeiten, nur jetzt (endlich) findet es Gehör und Resonanz in Politik und Industrie. Das verwundert natürlich jeden Kritiker. „Was?! Die Bildzeitung setzt sich für den Schutz des Klimas ein? Dann muss es ja Unsinn sein!“
Vielleicht zeigt sich jetzt, wer nur des Kritisierens wegen kritisiert und wer auch den „Üblichen Verdächtigen“ eingestehen kann, dass sie zur Abwechslung mal das Richtige unterstützen.
Das, wie bei jeder öffentlichen Diskussion, auch hier viel Mist erzählt wird ist klar. Man muss selber rausfiltern, welche Tipps und Aktionen sinnvoll sind und welche nicht.
Die „Licht aus!“-Aktion ist übrigens, so weit ich weiß, nicht unter der Schirmherrschaft von der Bild, auch wenn ich das jetzt schon ein paar mal gelesen habe. Die Aktion wird von einer relative großen Kooperation organisiert. Auch ist der Zweck nicht das Retten des Klimas durch 5-Minuten-Licht-aus-machen. Es ist eine symbolische Aktion und die Zeit soll idealer Weise zum Wechsel auf „Stromspar-Birnen“ genutzt werden. Gleichzeitig soll ein Zeichen an die Industrie gesendet werden, wie wichtig der Klimaschutz ihren Kunden ist. Und nur zur Vollständigkeit hier der offene Brief von Greenpeace an die „Licht an!“-Kooperation:
http://www.greenpeace.de/themen/klima/nachrichten/...