Konsum, Alltag und Globalisierung
3. Februar 2008 um 16:16 von Ralph
Nachdem die nationale Verzehrstudie (Kandidat für das Unwort des Jahres 2008) und ihre wenig überraschenden Ergebnisse veröffentlicht wurden, kümmern sich zahlreiche Medien besorgt um Ernährungsmythen und Ernährungslügen, falsche Ernährungspäpste und richtige Ernährungstipps.
Die Süddeutsche Zeitung gar startete am Wochenende eine Serie über Ernährung und klärt uns über dicke Lügen und dürre Fakten auf (das geniale Wortspiel gibt es nur in der Printausgabe ;-). Zudem weiss der Direktor des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung DIFE in einem Interview zu berichten: „Der Körper holt sich, was er braucht“. Die Frage, warum sich bei vielen Menschen der Körper anscheinend zu oft das Falsche holt, bleibt dabei nicht einmal vage beantwortet. Im Gegenteil, so scheint es mir, verbreitet der Herr Joost selbst Dogmen der Ernährungspäpste, wenn er monokausal erklärt:
Unser Essverhalten hat sich insofern verändert, dass wir weniger Ballaststoffe und mehr hochkalorische Lebensmittel zu uns nehmen als noch vor 30 Jahren. Durch die erhöhte Kaloriendichte werden die Sättigungsmechanismen weniger wirksam.
Aber das Thema ist auch schwierig und viel scheinen wir nicht zu wissen über richtige und falsche Ernährung und welche Rolle darin die Gesellschaft, die Industrie, die Politik und nicht zuletzt der Körper und die gepeinigte Seele spielt. Um so mehr scheinen wir mit Statistik argumentieren zu müssen. So frage ich mich, was man mit einer Aussage wie „nur acht Prozent können ihren Energiebedarf richtig einschätzen (SZ: Essen statt Wissen) überhaupt anfangen soll. Wie schätzt man überhaupt seinen Energiebedarf ein? Gibt es dafür schon elektronische Energieverbrauchsmesser? Achtung: Bauch verliert Fett, bitte einen Snack essen – dieser Hinweis wurde ihnen präsentiert von der Milchschnitte!
Fest steht derweil, das gutes Essen nicht unbedingt teuer sein muss, wobei man berüchsichtigen sollte, dass aus der Sicht eines Hartz IV-Empfängers vor allem im Hinblick auf die steigenden Lebensmittelpreise so gut wie alles teuer ist. Dass es über dieses Thema mittlerweile auch Bücher gibt, passend zum Kochbuchboom, verwundert nicht. Ein vielverprechendes, das ich nicht gelesen habe, möchte ich kurz mit Hilfe zweier Links vorstellen, um mich danach zu verabschieden, denn ich möchte für das Konsumblog über mein Essverhalten nachdenken. ;-)
Das Buch heißt Sterneküche – Rezepte für fünf Euro, näheres dazu auf der Seite des Vereins Armut und Gesundheit in Deutschland e.V.
Thematik: Buch und Film,Ernährung . .
4 Kommentare
1. Twister | 4.02.08 um 18:43
Essen ist eine höchst soziale Veranstaltung und Versinglelung eines der Merkmale unserer Gesellschaft, entsprechend wundert es mich nicht, dass der Genuss und die Wertschätzung guten Essens keinen hohen Stellenwert hat. Das eine meiner Thesen.
2. Gernot | 5.02.08 um 10:42
Essen ist eine Lern- und Erfahrungssache und eben kein natürliches Programm das einfach abläuft (von wegen der Körper holt sich was er braucht). Was schmeckt lernen wir und dass heute jeder Dreck von der Lebensmittelindustrie „schmackhaft“ gemacht werden kann ist eben unser Hauptproblem.
3. mutant | 16.02.08 um 19:31
ich stimme twister zu.
fuer eine person kochen ist einfach kein spass, da greift man schon mal zu minderwertigem.
ich habe mir deswegen eine familie angeschafft ;-)
erst ab 3 essern am tisch wird eine erfreuliche angelegenheit draus.
4. Anitz | 8.03.08 um 22:06
Aua.
Twisters Worte treffen. Empfindlich.
Hast du andere Thesen? Leider ist da kein Link… Schade!
Ansonsten, danke Ralph für diesen Beitrag. Es trifft mich im Augenblick in einer Denkprozess… ich hoffe darüber zu bloggen demnächst (komme dann mit ein Trackback oder Ping wenn es so weit ist).