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Pseudo-Umweltschutz mit der Umweltplakette

11. März 2008 um 18:39 von Ralph

In Berlin ist es mir erst wirklich aufgegangen, dass die Umweltplakette ein schlechter Witz ist. Ich staunte nicht schlecht, welche Autos grüne Plaketten bekommen hatten. Fette Tranporter und Oberklasse-Wagen mit 300 oder mehr PS waren dabei. Hauptsache „Kat“ oder Russpartikelfilter; die tatsächlichen CO2-Emissionen spielen keine Rolle, ebensowenig, dass neue Dieselmotoren gesundheitsschädlicher als ältere Modelle seien. Der Mann bei ATU, der mir eine Plakette verkaufte, zetterte über die „Ausnahmeregelungen“ und ich dachte an die Fahrt nach Berlin: So viele LKWs habe ich auf der A2 noch nie gesehen. Dasselbe Bild langer Kolonnen, die bei zähfliessendem Verkehr zwei Spuren von dreien besetzen, auch auf der Rückfahrt. Das allein macht deutlich: Echter Umweltschutz und eine sinnvolle Politik gegen den Kilmawandel sind politisch nicht gewollt, schlechte Kosmetik wird als Umweltpolitik verkauft. Wie gehabt.

Thematik: Klimawandel,Umweltschutz . .

5 Kommentare

  • 1. Martin | 11.03.08 um 19:09

    Hmm…korrigier mich bitte, wenn ich mich irre, aber die sog. Umweltzonen in Großstädten sollen doch in erster Linie den Feinstaubausstoß senken. Von CO2 oder Klimaschutz ist da keine Rede. Insofern ist es klar, dass die mit Kat ausgerüsteten 250PS Fahrzeuge eine grüne Plakette bekommen.

    Wenn nur noch Fahrzeuge eine solche Plakette erhalten sollten, die einen bestimmten CO2 Ausstoß nicht überschreiten, wäre der Aufschrei (vor allem der deutschen Autolobby) viel größer gewesen.

  • 2. Ralph | 11.03.08 um 19:37

    Das ist richtig, es ginge um Reduzierung des Feinstaubausstosses. Trotzdem wurde mir klar, wie engstirnig und halbherzig hier im Sinne der Umwelt gedacht wurde. Weil Feinstaub seit Jahren hip ist oder was?

    In Berlin erlebten wir den Streik der öffentlichen Verkehrsmittelbetreiber. Die Luft schien mir ohne die Busse viel sauberer und ich habe noch nie soviele Fahrradfahrer in Berlin gesehen. Geht doch! Auch wir hatten Vorteile durch den Streik, denn wir waren viel zu Fuss unterwegs und haben dabei bemerkt, dass man ohne riesige Anstrengungen zu Fuss zwischen Kreuzberg, Friedrichshain, Prenzelberg und Mitte pendeln kann. Man sieht auch mehr.

  • 3. Marti | 12.03.08 um 00:30

    Na klar wird hier engstirnig gedacht, aber das ist wieder mal eine Sache der Wahrnehmung des Problems. Hohe Feinstaubkonzentrationen sind leicht zu messen und jeder, der sich neben eine vielbefahrene Straße stellt, wird mitkriegen, dass dort „dicke“ Luft herrscht. Mit dem CO2-Ausstoß ist das halt nicht so einfach. Es gibt keinen lokalen Klimawandel an großen Straßen und riechen kann man CO2 auch nicht direkt. Das Problem ist global und langfristig, aber daher nicht so einfach zu erkennen.

    Was machen also unsere um ihre Wiederwahl besorgten Politiker? Sie nehmen das geringere, dafür aber spürbarere Problem in Angriff (irgendwie zumindest).

    Das Problem mit den Bussen kenne ich. Mit dem Fahrrad hinter denen herzufahren, ist schlimmer als hinter jedem Auto. Allerdings gibt es hier schon testweise Busse mit Hybridantrieb, die subjektiv weniger rumstinken. Das und ein gut ausgebautes Radwegesystem in der Stadt würden viel mehr helfen, als jede Umweltzone (auch gegen den Klimawandel).

  • 4. Kilian | 19.03.08 um 11:11

    Eine typische Vorgehensweise… man tut soviel, dass die Medien drüber berichten, aber sowenig, dass es kaum Auswirkungen hat.
    auch hier in stuttgart (das feinstaubloch schlechthin) hab ich mich schon öfter über die vergaberichtlinien der plaketten gewundert.
    fahrrad fahren ist feinstaubfreier.

  • 5. Anja Vorspel | 21.04.08 um 23:09

    Hallo,
    jetzt gibt es eine Umweltplakette für Fahrräder. Das sind die einzigen Fahrzeuge, die eine Auszeichnung verdienen. Den Aufkleber gibt es ab Mai beim „Büro für erforderliche Maßnahmen“ oder Fahrradhändlern, oder beim ADFC.
    Liebe Grüße
    Anja