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Konsum, Alltag und Globalisierung

Meine erste Ökoschnitte

11. Juni 2008 um 12:26 von Ralph

Ökostrom jetzt doch nur mit Atomstrom zu haben! Bioprodukte mit E-Zutaten! Öko-Apfel aus Argentinien und dann noch ohne Geschmack! Industriewurst mit Ökotest Sehr gut! Bio Öko überall und das ohne Qualitätseinbussen? Waren das noch Zeiten, als Öko wirklich was besonderes war! Ich kann mich noch an meine erste Ökoschnitte erinnern, damals als es gegen Bundeskanzler Schmidt und seinen Pershingwahn ging. Da war in Dortmund so ne kleine Teestube, in der die Friedensbewegten sich trafen und ihre Friedensschnitten aßen. Im schlabrigen Outfit und mit gelben Buttons kaufte ich mir dort meine erste Ökoschnitte mit Käse. Die hatte ich kaum aufgekriegt, so satt machte die. Ein Graus für schlechte Zähne! So hatte ich dann auch geraume Zeit die Nase voll von sonner Nahrung.

Später dann – meine Tochter war grad geboren, Tschernobyl grad explodiert – stieg das Bewusstsein für Nahrung mit Geschmack. Eier vom Discounter, die nach Fischmehl schmeckten und Industriebrot kamen gar nicht mehr auf den Tisch. In der Bochumer Hustadt in der Nähe der Ruhr-Uni gab es einen Ökoladen namens Arche. Da war das Einkaufen richtig gemütlich, so mit lauten Mühlengeräuschen, geduldigen Schlangen, goldigen Kinderchen und einem Verkäufer mit langem Rauschebart (oder habe ich das nur geträumt), der mit weicher Stimme nach dem Befinden fragte. Und auf die Eier und das Brot von dort war ich echt scharf, den beides war ein Genuß. Später, als ich noch nicht soviel Bier soff wie heute, kam dann das Pinkus-Pils als Beigabe für besondere Tage hinzu und ich schwärmte auf einer Party der Kinderladeneltern von einem Bier, das ich bis dahin nicht kannte. Dass es schnell satt machte, muss ich wohl nich extra betonen.

Und heute is Bio überall und bald auch nicht mehr zu bezahlen, selbst wenn man auf Discountermarken zurückgreift. Da bleibt nur eins, Verzicht auf allen Essens-Etagen, teures Essen nur, wenn mans auch schmecken will, dazwischen ruhig mal en Stück Industriefleisch und Pestizidgemüse zur Abhärtung. Mein Tipp für den Hunger zwischendurch, ein leckerer Bio-Elster und ab und an mal daran erinnern, was einmal besonders war.

Thematik: Ernährung,Konsumerfahrung . .

1 Kommentar

  • 1. Re: Ich kann garnicht sov&hellip | 11.06.08 um 15:01

    […] Schlüpfer zum Zittern zu bringen. Ich vermute, daß die RAF damals einfach die Falschen erwischt hat, im Gegensatz zu den Heutigen scheinen mir das alles Waisenknaben und aufrechte Verfechter der […]