Konsum, Alltag und Globalisierung
15. Januar 2006 um 03:31 von Ralph
Und WIR entscheiden, was wir essen und damit auch, wo es herkommt, was drin ist und wie es produziert wird. Das ist die Quintessenz von Thomas Wüppers Artikel Das große Fressen im Kölner Stadt-Anzeiger.
Doch wer von all den Skandalen um Hormonfleisch oder Dioxin-Eier genug hat, sollte sich bewusst sein, dass jeder Griff ins Ladenregal mitentscheidet, ob der Trend zu Massentierhaltung, Gentechnik und Kostensenkung ungebremst weitergeht.
Update: Auf die Mitverantwortung der Konsumenten weist auch der Artikel Übelkeit kuriert von Yvette von Gierke in der Maerkischen Allgemeinen hin.
Thematik: Ernährung . .
6 Kommentare
1. Ralph | 15.01.06 um 15:43
Konsumentenschelte gehört zu den leichtesten journalistischen Übungen (ich neige auch dazu, schliesse mich aber nicht aus) . Aber der unkritische Griff ins Regal ist kein Wunder angesichts des unterbelichteten Themas Ernährung und Kapitalismus sowie angesichts der Mythen um Vitanime, Cholesterin, Jod, Aromen, angesichts der Lügen rund um Wellness-Ernährung von Lightprodukten bis Milchsäure und positiven Keimen. Es gibt im öffentlich-rechtlichen Fernsehen grad mal eine Umwelt-Sendung und die läuft Sonntags um 13.15 Uhr! Sie ist nicht kritisch, lediglich Kosmetik für ein saturiertes Publikum. Es gibt keine wirklich kritischen Aufklärungskampagnen, die auf den Schutz der Lobby-Interesseren keine Rücksicht nehmen und den Verbraucher täglich aufzeigen, dass billig und gesund gleich Krankheit, Tierquälerei und Raubbau der Natur ist.
Sicher ist nur, dass der Konsument der wirkliche Schlüssel zu grundlegenden Veränderungen ist, aber solange die Lebensmittelkonzerne und die Fleischindustrie, die Bauernverbände und die Subventionspolitik der EU die Politik und die öffentliche Diskussion bestimmen, nützt auch der erhobene Zeigefinger nichts, im Gegenteil, er schreckt ab. Konsequentes Handeln gibt es nur, wenn der betrogene Konsument vorgestellt wird (und damit auch die Versäumnisse der Politik) und Zusammenhänge zwischen Profitinteressen und Zivilisationskrankheiten deutlich werden, alles andere bleibt an der Oberfläche und beschränkt sich auf eine Art Öko-Test- und Wellness-Ideologie für die kaufkräftige und körperbewusste Mittelschicht.
2. Iris | 15.01.06 um 19:32
„Konsumentenschelte gehört zu den leichtesten journalistischen Übungen (ich neige auch dazu, schliesse mich aber nicht aus) .“
Da hast Du natürlich Recht. Und das ging mir auch durch den Kopf, als ich die Artikel las. Allerdings sehe darin auch nicht pure Konsumentenschelte. Denn sie zeigen auch auf, dass wir nicht ohnmächtig sind. Verantwortungsbewusstes Konsumieren ist unsere Macht. Klar, wir werden geblendet, getäuscht und mit Billigangeboten verführt. Aber wir müssen nicht darauf reinfallen. Darum können wir imo nicht alle Veranwortung auf ‚die da oben‘ abschieben. Das ist mir auch zu billig. Auch die ‚Geiz-ist-geil-Mentalität‘ hat einen erheblichen Anteil zu den abartigen Methoden der Fleischerzeugung und Vermarktung beigetragen. Das muss man nicht verschweigen, finde ich. Unser Geld ist der Hebel, mit dem wir selbst was bewegen können.
3. Iris | 15.01.06 um 20:06
Übrigens halte ich ein bisschen Konsumentenschelte hin und wieder durchaus für angebracht (nenn es Gedächtnisstütze ;o), denn leider neigen Konsumenten auch dazu, Fleischskandale schnell wieder zu vergessen und ins Business as usual zurückzufallen.
4. mutant | 16.01.06 um 00:18
btw:
estoffe
http://www.x4u.net/lifestyle/E000-199.htm
5. Ralph | 16.01.06 um 13:18
Guter Tipp fürs schnelle Nachschlagen. Wollen Se nicht mitposten hier?
6. mutant | 16.01.06 um 17:14
ja, gerne.