Konsum, Alltag und Globalisierung
6. Februar 2006 um 20:31 von Ralph
Was ist der wirkliche Skandal von Fleischskandalen im allgemeinen und wie im Fall Berger im besonderen? Dass die Firma Berger seit 1998 bei Vergehen erwischt wurde, wie die junge Welt in dem Artikel Von nichts gewußt? berichtet? So wurde der Berger GmbH im August 2002 bei der Einfuhr von 6.000 Kilo hoch mit Chloramphenicol belastetem Kaninchenfleisch aus China ertappt. Oder dass gerade die Behörden den Fleischhandel kontrollieren, die gleichzeitig ein großes Interesse am Erhalt der Gewerbesteuer haben, die die kriminellen Fleischhändler ja immerhin bezahlen? Oder dass bei Verstößen maximal 20.000 Euro Bussgeld verhängt werden können? Oder dass es keine Kontrolle über Schlachtabfälle gibt? In der BRD gibt es davon immerhin 2,5 Millionen Tonnen im Jahr.
Fest steht derweil, dass der Unwille der politisch Verantwortlichen, die Strafen beträchtlich zu erhöhen und die Kontrollen effektiver und unabhängiger zu machen, besonders ausgeprägt ist. Abgesehen davon, bewirkt wohl der beste Verbaucherschutz nur wenig, wenn ein Großteil immer billigeres Fleisch kauft und somit das Preisdumping geradezu profitabel macht. Da liegt der Schluß nahe, dass der Verbraucher der beste Komplize einer verluderten und verrohten Branche ist.
Wie schnell die Fleischverbrecher und Tierquäler der billigen Fleischproduktion wohl aus dem Spiel wären, wenn wir uns auf Fleischgenuss an bestimmten Tagen freuen und konsequent darauf achten würden, kein Fleisch zu kaufen, dessen Herkunft wir nicht kennen. Aber in einem Deutschland ohne Esskultur ist das natürlich nur ein schöner Traum.
Thematik: Ernährung,Konsumkritik . .