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Konsum, Alltag und Globalisierung

Schaffen wir den Klimawandel?

30. Januar 2007 um 14:49 von Ralph

Niemand kann hellsehen, aber ich frage Euch, wie pessimistisch oder optimistisch Ihr seid, wenn Ihr an den Klimawandel denkt. Schaffen wir den Klimawandel oder bremsen wir ihn? Tatsächlich gibt es immer noch Behörden wie die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe“ (BGR), die dem Wirtschaftsministerium unter Michael Glos untersteht und die mit einem Budget von rund 50 Millionen Euro den „Klimaskeptikern“ unter die Arme greift. Den gemeinsamen Nenner der Leugner fasst Bernhard Pötter in dem Artikel Die amtliche Lüge vom prima Klima zusammen:

Die Mehrheit muss in der Wissenschaft nicht recht haben“, meint Georg Delisle. Das ist auch der Tenor der gesamten Szene von „Klimaskeptikern“ in Deutschland. Eine kleine, aber lautstarke Gruppe von Wissenschaftlern (darunter aber keine Klimatologen), Ingenieuren, Lehrern oder auch nur Schlaumeiern im Internet bestreitet mit teilweise abstrusen Begründungen, gefälschten oder veralteten Daten und einer gehörigen Portion Wut auf die etablierte Wissenschaft den inzwischen fast einhelligen Konsens zum Klimawandel. Für diese „Leugner“ gibt es entweder gar keine Erwärmung der Erde, oder sie ist nicht vom Menschen verursacht oder einfach unschädlich. Vor allem aber, so heißt es immer wieder, sei alles noch unsicher.

Dass manche Politiker und Konzern-Lobbyisten ein Interesse an der Leugnung des Klimawandels haben, ist nicht weiter verwunderlich. Ich denke aber, der beste Freund des menschengemachten Klimawandels ist der, den wir Konsument nennen und der sich gerne einen in die Tasche lügt. Stichwort: Die Mär vom klimaneutralen Flug:

Einfach bei atmosfair.de ein paar Euro für „klimaneutrales Fliegen“ (!) bezahlen und schon darf man mit gutem Gewissen in die Maschine von Berlin nach Malaga steigen und die 1,14 Tonnen Ausstoß des „Klimakillers“ Kohlendioxid vergessen. Denn von der Klimagebühr bei atmosfair (man schaue sich das obige Foto auf der Startseite an!) werden ja klimaneutrale Projekte in aller Welt finanziert. Die Idee dieser sogenannten offset-agencies (mehr als 40 weltweit, nicht alle seriös) ist an sich nicht schlecht, aber eines sollte trotz guter Absichten nicht vergessen werden: Fliegen und gutes Gewissen schliessen sich aus.

Was meine Stimmung zum Thema Klimawandel angeht, bin ich eher pessimistisch, was nicht bedeutet, dass ich die derzeitige Lage dramatisiere. Aber da sind eben Tatsachen, die nicht optimistisch stimmen: Dass die Flüge seit 1990 jährlich um 5 Prozent zunehmen, dass die Autoindustrie zum großen Teil immer noch auf Spritfresser setzt, dass es in Deutschland immer noch kein Tempolimit gibt, dass große Nationen einen rasanten Wirtschaftsaufschwung erleben, dass die Ziele des Kyoto-Protokolls nur schleppend erreicht werden, dass die Atmosphäre zwar unvorstellbar groß ist, aber nicht ewig die immensen Schadstoffe kompensieren kann…

Was mich dagegen nur wenig beeinflusst, sondern manchmal verärgert, dass sind die reisserischen Schlagzeilen von „Nachrichtenmagazinen“ und -sendungen, die zunehmend jede Unwetterkatastrophe mit apokalyptischen Untertönen schreiben. Unbeeinflußt bleibe ich davon indess nicht ganz, wie manche plötzliche Phantasie eines dauerhaft zerstörisches Wetters, dem ich hilflos ausgeliefert sei, zeigt. Aber wenn solche nicht ganz unrealistischen Ängste und Befürchtungen nicht das Handeln lähmen oder eine Nach mir die Sintflut Mentalität bewirken, können sie ein selbstkritisches Handeln fördern, das eben nicht alles denen da oben überläßt. Wie sieht es bei Euch aus?

Thematik: Klimawandel,Konsumkritik . .

7 Kommentare

  • 1. Denis | 30.01.07 um 22:04

    Tja, wenn in großen Teilen Asiens erst mal jeder zweite ein Auto fährt, wird sich schnell zeigen ob sich die „Klimaerwärmung“ immer noch so einfach schön reden lässt.

  • 2. Ralph | 31.01.07 um 10:44

    Meine Frage scheint nicht gerade den Nerv der Besucher zu treffen. Hätte ich vielleicht stellen sollen, als Kyrill „wütete“. ;)

  • 3. Denis | 31.01.07 um 15:11

    Passend dazu heute im Spiegel:
    http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,46...

  • 4. Sonja | 8.02.07 um 17:16

    Bei Atmosfair kann man auch ein „Praktikum“ absolvieren; es werden unter anderem Informatiker mit Vordiplom gesucht. Aber bezahlen wollen sie nicht:

    „Vergütung: Keine, Zuschüsse für Miete und BerlinTicket nach Absprache“

    Wie passt das zusammen? Studenten für die gute Sache ausbeuten – was für eine Doppelmoral. Studenten ohne finanziellem Background haben so überhaupt keine Chance, dieses Praktikum zu absolvieren. Denn von irgendetwas muss man ja leben.

    Ein Skandal!

  • 5. Sonja | 11.02.07 um 22:57

    Außerdem sollte eine wissenschaftliche Diskussion nicht davon leben, Gegenmeinungen zu brandmarken. Kennt man ja, wohin das führt…

  • 6. ogee | 25.02.07 um 21:37

    mich nerven die reißerischen Klimaprognosen ebenso – ich denke das keiner mit Sicherheit sagen kann ob es den Klimawandel wirklich geben wird und in welchem maß wir daran beteiligt sind.
    ich erinnere: gab es da nicht mal eine Diskussion in den 80ern das wir auf eine Eiszeit zusteuern? wo ist die denn abgeblieben.

    die Berechnungen die angeblich belegen das wir am Klimawandel schuld sind kann eh kaum ein Laie nachvollziehen und die Wissenschaftler untereinander verwenden unterschiedliche Datengrundlagen.

    Fakt ist, momentan verändert sich das Klima – aber in welche Richtung und in welchem ausmaß muss sich erst noch erweisen…

  • 7. Ralph | 27.02.07 um 11:13

    Die Berechnung der physikalischen Gesetze kann wohl auch keine Laie nachvollziehen, trotzdem glauben wir an sie ;-) –
    Ich finde es sehr wahrscheinlich, dass der Klimawandel menschengemacht ist. Ich meine, die unvorstellbare Menge an klimaschädlichen Gasen, die Menschen und Nutztiere in die Atmosphäre abgeben und das Abholzen riesiger Flächen (Ur)Wald müssen Auswirkungen auf das Klima haben. Mit welchen Folgen für Mensch und Natur, das ist in der Tat noch unklar, aber dass das, was wir jetzt als Kilmawandel wahrnehmen, kein reines Natureignis ist, sollte Minimal-Konsens sein. Andernfalls gebe es keinen Grund, etwas an der zerstörerischen Entwicklung zu ändern.