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Konsum, Alltag und Globalisierung

Gewalt in Absurdistan

7. Juni 2007 um 14:18 von Ralph

Gedankt sei sum1 für seine Idee, die besten Bilder der Proteste rund um Heiligendamm zu zeigen, um die geradezu absurde Lage deutlich zu machen, in der Kriegsverbrecher wie Bush, Blair und Putin vor friedlichen Demonstranten mit brutaler Polizeigewalt geschützt werden.

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Passend wie die Faust aufs Auge lege ich ein Zitat von Friedrich Schorlemmer aus der aktuellen Freitag dazu, der unter Eingezäunte Staatenlenker – Zu viel Angst vorm Volk schreibt:

Sollten die G 8-Staatschefs, die sich ohne ein internationales Mandat versammeln und über wesentliche Zukunftsfragen beraten, nicht froh sein, dass es eine wache demokratische Öffentlichkeit gibt, die auf eigene Kosten aus aller Welt anreist, um gewissermaßen in „Hörweite“ auf dringend zu lösende Probleme aufmerksam zu machen? Sollten sie nicht froh sein, dass es Zeitgenossen gibt, denen das Schicksal nicht nur ihrer eigenen Länder, sondern unserer Welt am Herzen liegt, ohne dass sie davon etwas „haben“?

Die G 8-Kritiker setzen etwas ein und setzen sich für eine gerechtere Weltwirtschaftsordnung in der globalisierten Welt ein, in der Marktgesetze weithin darwinistisch wirken – ihnen geht das Elend der Armen und Armgemachten in der Welt (vorrangig in Afrika) nahe, sie verlangen fairere Handelsbedingungen und wirksamere Aufbauhilfen. Sie machen sich eine Mehrgenerationenperspektive zu eigen, wenn sie auf das parasitäre Verhalten der Menschen hinweisen und grundlegende Korrekturen fordern. Sie stellen sich dagegen, die Natur lediglich als ein auszubeutendes Objekt zu betrachten, und wollen verhindern, dass die Regenerationsfähigkeit unseres Planeten irreversibel überstrapaziert und zugunsten heutigen Wohlstands ein Klimawandel riskiert wird, dessen Folgen unabsehbar sind.

Es geht also um weit mehr als die Sicherheit der hohen Herren (und der hohen Dame) – es geht um die Überlebensfähigkeit der Welt. Es geht darum, sie nicht länger auf Kollisionskurs zu halten. Die G 8-Protestbewegung repräsentiert augenblicklich das Weltgewissen. Die Regierenden täten nicht nur gut daran, sondern würden ihre Pflicht erfüllen, wenn sie alles daran setzten, den Dialog zu suchen – wenn sie miteinander alles täten, damit die Anwendung von Gewalt unterbunden bleibt. Daran müssen alle ein Interesse haben, auch diejenigen, die auf eine strukturelle Gewalt in der Welt hinweisen, die einen kriegerischen Kurs bei Konfliktlösungen (auch des Terrorismus) ablehnen, denen das Schicksal der Weltmeere und der Urwälder nahe geht, die gleichfalls in unverantwortlicher Weise Gewalt ausgesetzt sind.

Es liegt schließlich im Interesse aller, was da im Kempinski-Hotel von Heiligendamm verhandelt wird, genauso wie all das, was auf den Foren, Kundgebungen und Demonstrationen der G 8-Kritiker zur Sprache kommt. Man muss dieses Potenzial nutzen, aber gleichermaßen gegen alle antreten, die auf Randale aus sind und damit die Anliegen der G 8-Protestbewegung desavouieren.

Was aber ist in den Innenminister und die Sicherheitskräfte gefahren, dass sie so martialisch auffahren, allein mit 16.000 Polizisten, mit massiven Einschüchterungsversuchen, mit einer Kriminalisierung im Vorfeld von Demonstrationen und Versammlungen mit Razzien und nun gar mit Geruchsproben zu präventiver Gewalteindämmung?

Welche Erinnerungen kommen da hoch?

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Thematik: G8 2007 . .

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