Konsum, Alltag und Globalisierung
22.01.06 um 15:53 von Ralph
In diesen Tagen, wenn die bösen Abrechnungen kommen, lohnt sich eventuell ein genaues Prüfen und Einspruch. Wie das geht, steht auf netzwelt.de: Erhöhte Gaspreise: Wie sich Kunden wehren können.
Update: Zur Ermunterung: Über 500.000 Boykotteure
Die Zahl der Boykotteure nimmt zu, die die steigenden Gaspreise nicht mehr zahlen. Es seien inzwischen „deutlich mehr als 500.000 Kunden“, schätzt Aribert Peters vom Bund der Energieverbraucher.
2 Kommentare . Trackbacken . Thema: Energie,Protest & Kampagne,Verbraucherschutz
21.01.06 um 16:32 von Ralph
Pflanzen, die ihre Samen selbst zerstören, damit Bauern Saat lizensieren müssen, das ist eine bedrohliche Offensive der Agrar- und Chemie-Konzerne, die zunächst abgewendet schien. Dass es nicht mehr so ist, darüber berichtet Sandra Blessin in dem folgenden Interview.
Konsumblog: Was ist das zentrale Ziel der Kampagne “Freie Saat statt tote Ernte – Terminator-Technologie ächten”?
Sandra Blessin: Vorrangiges Ziel der Kampagne ist, dass das weltweite Moratorium (vergleichbar mit einem Zulassungsstopp) auf die Terminator-Technologie erhalten bleibt. Bei der Terminator-Technologie handelt es sich um eine besonders aggressive Form der Agro-Gentechnik, bei der Pflanzen gentechnisch so verändert werden, dass ihre Samen steril sind. Bereits im Jahr 2000 haben sich die Unterzeichnerstaaten der Biodiversitätskonvention gemeinsam für eine Ächtung dieser Technologie eingesetzt, nachdem ein Fachgremium auf die Gefahren dieser Technologie aufmerksam gemacht hat. Jetzt versuchen einige Staaten, allen voran Kanada, Australien und Neuseeland das Moratorium zu kippen. Hierüber könnte bereits auf der 8. Vertragsstaatenkonferenz in Brasilien entschieden werden. Daher versucht die deutsche Kampagne “Terminator-Technologie ächten – Freie Saat statt tote Ernte” zumindest die deutsche Delegation dazu zu bewegen, sich gegen Terminator auszusprechen.
Darüber hinaus versuchen wir auch ein Verbot in das deutsche Gentechnikgesetz einzubringen und arbeiten eng mit der internationalen Kampagne zusammen.
Foto: Malte Kreutzfeldt, Attac
Konsumblog: Wie ist Resonanz in der Bevölkerung, in Presse und der Politik auf die Kampagne?
Sandra Blessin: Unsere erste Pressekonferenz war gut besucht und hat auch darüberhinaus noch einige Nachfragen von Radiosendern und Printmedien bekommen. Wir hoffen, dass dieses Interesse noch einwenig anhält, so dass die Bundestagsabgeordneten vor der Abstimmung gut informiert sind.
In der Bevölkerung ist die Terminator-Technologie noch nicht besonders bekannt, umso wichtiger ist daher, auf die Gefahr aufmerksam zu machen bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist und Pflanzen bereits auf unseren Äckern und Lebensmitteln sind.
Konsumblog: Der Begriff Terminator-Technolgie klingt sehr reisserisch. Warum fiel die Wahl auf diesen Begriff und welchen Vorgang bringt er auf den Punkt?
Sandra Blessin: Der Begriff Terminator-Technologie wurde seinerzeit von der kanadischen Nichtregierungsorganisation ETC-Group gewählt. Sie bezeichnet sehr zutreffend, dass Terminator-Saatgut durch die eingebauten Selbstmord-Gene neues Leben terminiert, also einen freien Nachbau und damit die Selbstbestimmung der Bäuerinnen und Bauern weltweit unmöglich macht.
Konsumblog: Wie stark ist heute freies Saatgut bedroht?
Sandra Blessin: Noch werden weltweit trotz strenger Sortenschutz- und Patentregelungen 80 Prozent des Saatguts frei nachgebaut. Dies ist für den freien Austausch und die Züchtung von neuen Sorten von großer Bedeutung und fördert somit die Agrobiodiversität. Außerdem macht es Landwirte unabhänig von den wenigen transnationalen Unternehmen, die am liebsten für jedes Samenkorn jährlich kassieren würden.
Konsumblog: Welche Konzerne versuchen genmanipuliertes Saatgut durchzusetzen? Wie tun sie das?
Sandra Blessin: Fast alle großen Saatgutunternehmen sind in der Gentechnik aktiv, für die bedeutet es, dass sie gleichzeitig auch das dazugehörige Pestizid besser verkaufen können. Bei Terminator sind es vor allem Syngenta, Monsanto, Delta and Pine Land, aber auch die deutschen Firmen BASF und Bayer Crop Science.
Konsumblog: Welche Folgen hat die Monopolisierung von Saatgut für Bauern und Verbraucher und welche Rolle spielt die EU und Deutschland?
Sandra Blessin: Es ist nicht unwahrscheinlich, dass das biologische Patent Terminator in allen gentechnisch veränderten Pflanzen zusätzlich zur eigentlichen Genveränderung eingebaut wird, um die Wiederaussaat zu verhindern und den Landwirt zu einem jährlichen Neukauf zu zwingen. Das macht das Saatgut nicht nur teuer für Landwirte, sondern auch für Verbraucher. Das Geld wird dann wahrscheinlich in die Weiterentwicklung der Gentechnik fließen, so dass die wenigen Saatgut-Unternehmen, die den Weltmarkt beherrschen, immer mehr Technologien auf die Felder bringen. Es besteht auch die Gefahr, dass das sterile Terminator-Saatgut ausversehen ausgesäht wird. Eine nicht aufgegangen Saat bedeutet für viele Bäuerinnen und Bauern in der südlichen Hemisphären eine Katastrophe.
Konsumblog: Was kann der Bürger konkret tun, um sich gegen Terminator- Technologie zu wehren?
Sandra Blessin: Jeder kann auf unsere Website gehen: www.freie-saat.de und dort gegen die Terminator-Technologie unterschreiben. Die gesammelten Voten werden dann an den Umweltminister Gabriel geschickt. Außerdem hilft jede Spende, die Kampagne handlungsfähiger zu machen.
Konsumblog: Vielen Dank für das Interview.
Sandra Blessin ist Juristin und arbeitet als Bildungsreferentin für die BUKO Agrar Koordination. Sie ist Koordinatorin und Mitbegründerin der Kampagne Terminator-Technologie ächten – Freie Saat statt tote Ernte – wir berichteten.
. Trackbacken . Thema: Protest & Kampagne,Verbraucherschutz
21.01.06 um 13:31 von Ralph
Marketing-Experte Franz-Rudolf Esch hat wohl recht, wenn er Coca Cola als eine extrem starke Marke bezeichnet, die kaum zu schädigen ist. Wie weit die süße Brause in das Konsumverhalten eingedrungen ist, konnte ich an mir beobachten, als ich beschloß, Coca Cola-Produkte zu meiden. Unterwegs auf Autobahnen, auf Partys, die ich gab, bei Durst während des Tages in Kneipen oder sonstwo, war ein innerer Widerstand zu mobilisieren, um nicht schwach zu werden. Es war schlicht eine Selbstverständichkeit geworden, eine Cola zu trinken, nicht ohne weiteres abstellbar.
Erstaunlich auch die Reaktionen von Bekannten und Freunden, denen ich meine Absicht mitteilte und die mich ansahen, als wollte ich ihnen die Atemluft streitig machen. Da half auch kein Aufzählen der Fakten und Beschuldigungen: Der dringende Verdacht, dass Coca Cola in Kolumbien acht Gewerkschaftführer durch Paramilitärs ermorden ließ. Die Vorwürfe, dass Coca Cola in Indien in der Umgebung von Abfüllfabriken Wasserknappheit, Grundwasser- und Bodenverschmutzung verursache und firmeneigenen Giftmüll mit Cadmium und Blei als Dünger verkaufe sowie in Mexiko eine agressive Aneignung des Wassers betreibe. Aber der Drang nach dem Zuckerwasser ist stärker als die Forderung, Menschenrechte zu achten und viele, die Coca Cola boykottieren, sind wohl auch ab und zu schwach geworden, und sei es, um einen dringenden Kinderwunsch zu erfüllen.
Nichtsdestotrotz ist der aktuelle Boykott Stop Killer Coke ein zwar nicht sonderlich erfolgreiches aber doch kleines Mosaiksteinchen zu mehr Bewusstsein und öffentlichen Druck. Immerhin gelang es in Italien, die Gewerkschaften gegen Coca Cola Sponsoring zu mobilisieren, was hierzulande im Zuge der Fussballweltmeisterschaft auch gelingen müsste. Denn die große Dienstleistunggewerkschaft Verdi hat bereits im Herbst 2003 zu einem Boykott von Coca Cola aufgerufen, was aber nicht gerade an die große Glocke gehangen wurde. Auf der Website der größten deutschen Gewerkschaft ist dazu nichts zu finden. Wäre trotzdem bei Verdi zu erfragen, ob die hierzulande stattfindende Kritik an Coca Cola wenigstens zur WM öffentlichkeitswirksam von Verdi unterstützt wird. Viel Hoffnung darf man sich wohl nicht machen.
4 Kommentare . Trackbacken . Thema: Konsumkritik,Protest & Kampagne
19.01.06 um 10:26 von Ralph
Charming Quark berichtet ausführlich über die Ausbeutung, Umweltzerstörung, Diskriminierung und groben Menschenrechtsverletzungen des Coca-Cola Konzerns und die aktuellen Boykotte in den USA und Italien. Liisa macht in ihrem Artikel auch darauf aufmerksam, dass Coca-Cola einer der Hauptsponsoren der Fußball-Weltmeisterschaft ist und nach Angaben des Managements plane, „die Fan-Marke Nummer eins der WM“ zu werden. Der Beitrag enthält zahlreiche Links zu weiteren Informationen.
2 Kommentare . Trackbacken . Thema: Konsumkritik,Protest & Kampagne
18.01.06 um 21:38 von Ralph
Soeben habe ich ein bemerkenswertes Interview mit dem „Zeit“-Herausgeber Michael Naumann im Tagesspiegel gelesen:
„Der Pessimist bin ich“
Bei uns springen nackte Frauen für Sonnencremes rum. Die Enträtselung und Entwürdigung von Frauen durch Reklame macht immer neue Fortschritte. Wenn ich das ergänze mit einer der Haupteinnahmequellen der „Bild“, mit Zuhältereien in den so genannten Kontaktanzeigen, die dem Verlag jedes Jahr Millionen bringen – also, ich stehe fassungslos davor.
Danke, Herr Naumann, für den Respekt, den ich aus diesen Worten lesen konnte. Er ist gegenseitig.
Jemand hier, der diese Auffassung für prüde hält? Nun, dann führe man sich doch bitte mal kurz vor Augen, was die, von Herrn Naumann als „frauenverachtende Unterstützung von Zwangsprostitution“ erkannte, Frauen-Vermarktung in unserer ach so „zivilisierten Welt“ für Auswirkungen hat:
Die Ursache dafür ist meiner Ansicht nach ein Frauenbild, was hier durch Medien und Marketing, Tag für Tag neu erschaffen wird – ein Frauenbild, in dem die Frau kein Mensch ist sondern eine Ware. Auch das ist Konsum.
14 Kommentare . Trackbacken . Thema: Konsumkritik,Protest & Kampagne
17.01.06 um 14:34 von Ralph
Schade, dass es den aktuellen Kaperbrief – Zeitung gegen Biopiraterie nur als PDF (1,3 MB) gibt (sowieso eine Unsitte, da sie oft sehr schlecht lesbar sind). Ich hätte gerne die Artikel Gentechnik stoppen – Widerstand leisten und Rapunzel auf der Schatzinsel der Biopiraten direkt verlinkt. Der erstgenannte Artikel stellt Initiativen gegen erfolgreiche Lobby-Politik der Industrie vor, der letztgenannte verweist auf Querelen um den Markennamen Rapadura der Naturkostfirma Rapunzel. Ein Begriff, der in Brasilien ein gängiger Begriff für Rohrzucker ist, den die Firma aber für sich beansprucht.
7 Kommentare . Trackbacken . Thema: Ernährung,Konsumkritik,Protest & Kampagne
11.01.06 um 15:42 von Ralph
Gibt es einen zentralen Grund, der Saatgutkonzerne so dermassen aggressiv das Interesse durchsetzen läßt, Bauern von Saatgut abhänging zu machen, dessen Pflanzen nicht fortpflanzungsfähig sind, damit kein neues Saatgut nachwachsen kann? Es sind die riesigen Gewinne gepaart mit Abhängigkeit der Bauern:
Weltweit setzen Saatgutkonzerne damit jedes Jahr rund 30 Milliarden US-Dollar um. Die Bauern müssen dafür zahlen. Sie müssen Konzernen wie Monsanto für patentiertes Saatgut jährliche Lizenzgebühren zahlen oder jedes Jahr ganz neues Saatgut teuer einkaufen.
Taz: Bauern bekämpfen Terminator. Siehe dazu auch den vorletzten Beitrag mit weiteren Links zum Thema: Kampagne gegen Terminator-Technologie
Update: Über die Monopolisierung des Essens und für welchen weiteren Konzern der Irak-Krieg vorteilhaft ist. In dem Artikel Was gibts zum Essen? aus der Berliner Zeitung steht:
Bis eine irakische Regierung irgendwann einmal einen eigenen Sortenschutz ratifiziert, gilt Bremers Order 81. Sie stellt die Wiederaussaat eines Teils der letzten Ernte unter Strafe, was bisher die Praxis bei 97 Prozent der Kleinbauern war. Stattdessen müssen immer wieder aufs Neue Lizenzprodukte erworben werden – auch der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen wird zugleich forciert, „um die Versorgung des Irak mit hochwertigem Getreide zu sichern“. Die Rechte am Saatgut sind damit den Bauern entzogen. Und sie gehen über auf Agrokonzerne wie Monsanto, der im Irak das Monopol haben soll – laut Manfred Max-Neef, Entwicklungsökonom und Träger des alternativen Nobelpreises. Gegenüber der „taz“ zitierte Max-Neef neulich den „bescheidenen Anspruch“ von Monsanto, man wolle „in 20 Jahren den Weltmarkt für Saatgut zu 100 Prozent beherrschen“.
Via netzpolitik.org: Saatgut: Wo bleibt die Vielfalt?
10 Kommentare . Trackbacken . Thema: Globalisierung,Protest & Kampagne
10.01.06 um 18:48 von Ralph
Spiegel online: Studenten meutern gegen „Killer-Coke“. Gemeint ist hier die Campaign to Stop Killer Coke – via mutant. – Update: Wer mehr über Coca Cola wissen will, lese den Wikipedia-Artikel. Wer die Produkte des aggressiven Konzerns boykottieren möchte, lese Getränkemarken der Coca-Cola GmbH.
1 Kommentar . Trackbacken . Thema: Globalisierung,Konsumkritik,Protest & Kampagne
10.01.06 um 17:22 von Ralph
In einer gemeinsamen Kampagne unter dem Motto Freie Saat statt tote Ernte – Terminator-Technolgie ächten engagieren sich 30 Organisationen aus dem Umwelt-, Entwicklungs- und Agrarbereich gegen Gen-Food, die die weltweite Ernährungssicherheit gefährde. Die ausführliche Pressemitteilung bietet weitere Informationen.
1 Kommentar . Trackbacken . Thema: Globalisierung,Protest & Kampagne